Informationsveranstaltung Enterocolitis

Landesverband Rheinland

Am 01.02.2003 führte der Landesverband Rheinland gemeinsam mit einem führenden Futtermittelhersteller auf dem Raiffeisenhof Rheinland in Euskirchen, Palmersheim, eine Informationsveranstaltung zum Thema “Enterocolitis” durch. Als Vertreter des Landesverbandes konnte Werner Winkens aus 12 Kreisverbänden immerhin annähernd 100 Gäste begrüßen, die interessierte Zuhörer nachstehender Vorträge waren. Zunächst referierte Tierarzt Thomas Nacken aus seiner züchterischen und tierärztlichen Sicht. Zunächst ging er auf die klimatischen Bedingungen und die natürlichen Fressgewohnheiten der Wildkaninchen in ihrer Heimat auf der Iberischen Halbinsel ein. Er führte aus, dass dieses Hintergrundwissen erforderlich sei, um zum einen den Verdauungstrakt und letztlich auch das Krankheitsbild zu verstehen. Im Endstadium der Krankheit werde dieser Verdauungstrakt durch mikrobiologische Einflüsse lahmgelegt. In erster Linie seien hier Clostridienarten als Haupterreger zu nennen. Unter Hinweis auf kürzlich erfolgte Veröffentlichungen von Frau Dr. Gertrud Rossi konnte mitgeteilt werden, dass gegen die Haupterreger ein Impfstoff zur Zulassung ansteht. T. Nacken mußte jedoch unter realistischer Einschätzung darauf hinweisen, dass eine Zulassung eines Impfstoffes 1 bis 2 Jahre dauern kann. Auch wurde die Herstellung von stallspezifischen Impfstoffen und der Einsatz von Antibiotika angesprochen. Im Zusammenhang mit der Aussage, dass die Krankheit ansteckend ist, wurde natürlich auch auf die sich konsequenterweise ergebende Frage eingegangen, warum die Erkrankung in dem einen Bestand plötzlich auftritt und in jenem nicht. Es wurde deutlich, dass hier die Faktoren einsetzten, wo die einzelnen Züchter unmittelbar und relativ leicht Einfluß nehmen können. Risikofaktoren sind schlechtes Stallklima, Überbesatz, häufige Stresssituation, beispielsweise durch Beschickung zahlreicher Ausstellungen, Schwächung der Abwehrkraft durch kontinuierliche Doppelbelastungen bei Häsinnen in Zucht, unausgewogene Ernährung, andauernde Inzucht und Vieles mehr.

Im Anschluss hieran hielt Landesverbandsschulungsleiter Ernst Dänner zusammen mit Zuchtfreund Werner Karth einen Lichtbildervortrag über Darmerkrankungen bei Kaninchen. Beide Zuchtfreunde waren ernsthaft bereits mit der Darmerkrankung konfrontiert und hatten im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Magen- und Darmtrakte, aber auch Lebern und Nieren fotografiert. Lichtbilder von Tieren mit verjüngten Mägen, von Tieren, die eine sehr schwach ausgeprägte Gallenblase hatten, keinen Blinddarm hatten, prall gefüllten Darmtrakt mit gestauten Kotmassen aufwiesen, stark aufgeschwollene Lebern hatten, zeigten ein breites Spektrum möglicher Krankheitsformen. Die einzelnen Fotos wurden von den Referenten anschaulich erläutert. Gleichzeitig appellierten sie an die Züchter, beim Schlachten der Kaninchen, auch bei offensichtlich gesunden Tieren, genau die Eingeweide zu betrachten, da oftmals “versteckte Krankheiten” vorgefunden werden, die beim lebenden Tier nicht zu erkennen sind. Nachträglich könne so aber häufig die Frage beantwortet werden, warum das ein oder anderen Tier nicht so schnell herangewachsen ist oder ein Tier nach Erreichen des Gewichts “zurückgegangen” ist.

Im Anschluss an die beiden Vorträge wurde ein gemeinsames Mittagessen eingenommen, bei dem Gelegenheit war, schon mit dem ein oder anderen Referenten in gemütlicher Runde zu plaudern und Erfahrungen auszutauschen. Im Anschluss hieran erläuterte Herr Fried Flocke von der Produktionsentwicklung den letzten groß angelegten Fütterungsversuch, der Grundlage einer neu entwickelten Futterserie seiner Firma war. Er wies darauf hin, dass nach seinem Kenntnisstand keine andere Firma einen vergleichsweisen groß angelegten Versuch in den letzten Jahren betrieben habe, was letztlich für die Züchter schade sei. Sowohl Herr Flocke als auch anschließend Herr Jakob Graf gingen auf die einzelnen Futtersorten, die letztlich aus diesen Fütterungsversuchen entwickelt wurden näher ein. Es wurde deutlich dass die Belastung und der Energiebedarf in den Zucht- und Ruhephasen sehr unterschiedlich ist, dass aber die Industrie für jede Situation ein spezielles Futter anbieten kann. Vor allem konnte aus Sicht der Futtermittelhersteller aber auch herausgestellt werden, dass man es zwischenzeitlich als erwiesen ansehen kann, dass die Enterocolitis nicht durch das Futter ausgelöst worden ist.

Im Anschluss an die Vorträge erfolgte noch eine Diskussion unter den Besprechungsteilnehmern mit den Referenten, die letztlich nur zu dem Schlusswort des Berichterstatters führen konnte, dass diese Veranstaltung erheblich dazu beitragen konnte, die Kenntnisse zu dieser Darmerkrankung zu vertiefen und die Hoffnung auf absehbare Lösungsansätze zu wecken.

Werner Winkens