ZDK-Bundestagung 2002
in Bad Münstereifel
Der Landesverband Rheinischer Kaninchenzüchter e.V. war in der Zeit vom 10. bis 16. Juni Ausrichter der Bundestagung. 500 Tagungsteilnehmer und Gäste würden sicherlich in einer Großstadt kaum bemerkt. Nicht so in dem malerischen Kleinstädtchen Bad Münstereifel. Zur “Einstimmung” der Einwohner auf diese Tagung hatte es im Vorfeld beim Bürgermeister bereits ein Pressegespräch gegeben und in allen Tageszeitungen, Anzeigenblättern und sogar im Amtsblatt der Stadt waren ausführliche Vorberichte über die Tagung zu lesen, sodass im Vorfeld schon Jedermann wusste, dass in jener Woche die Delegierten aus allen Landesverbänden des Zentralverbandes Deutscher Kaninchenzüchter die Stadt bevölkern würden.
Das ZDK-Logo leitete die Tagungsteilnehmer von der Autobahnabfahrt bis zum Kurhotel, wo die Anlaufstelle für alle Tagungsteilnehmer war. Die ersten Gäste, die die Tagung mit einem Urlaub in Verbindung gebracht hatten, trafen bereits einige Tage vorher ein, wenngleich der erste offizielle Termin am 11.06.2002 in Form der Sitzung der Standard-Kommission war. Am Mittwoch folgte die ZDK-Präsidiumssitzung und schließlich der Empfang beim Bürgermeister. Dabei machte BM Joachim Bädorf keinen Hehl daraus, dass eine derartige Veranstaltung auf deutscher Ebene gerade für eine Region, die vom Tourismus geprägt ist, einen sehr großen Werbeeffekt und auch einen nicht zu verkennenden wirtschaftlichen Faktor habe. In geselliger Runde wurde bei einem Glas Sekt den Tagungsteilnehmern im historischen Ratssaal die geschichtliche Entwicklung der Stadt dargelegt.
Am Donnerstag folgte dann schließlich die erweiterte ZDK-Präsidiumssitzung und erweiterte Vorstandssitzung des DPV. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass alle Tagungen und Nebentagungen in 2 Hotelanlagen konzentriert werden konnten, sodass es keine langen Anfahrts- und Umzugswege gab. Dies gilt im Übrigen auch für die Unterbringung der Gäste, die in der Regel nur einige 100 m gehen mussten, um die Tagungsstätten bzw. den Stadtkern zu erreichen. Es war deshalb auch “eine Tagung der kurzen Wege”.
Im Rahmenprogramm fand als erste Veranstaltung am Donnerstag eine Stadtbesichtigung mit fachkundiger Führung in Bad Münstereifel statt. Hieran nahmen rund 30 Gäste teil. Insbesondere waren dies die Frauen der Präsidiumsmitglieder und Landesverbandsvorstände. Es war schon sehr beeindruckend, große Teile der Stadtmauer mit zahlreichen Treppen, Stiegen und Wehrtürmen zu erkunden und gleichzeitig idyllische Blicke auf die malerische Altstadt zu werfen. Zu erwähnen ist ferner, dass in den ersten Tagen, in denen es keine offiziellen “Abendveranstaltungen” gab, die Tagungsteilnehmer die zahlreichen Cafes und Gaststätten in geselliger Runde bevölkerten und es bis in die späte Nacht hinein in manchen Hotels bunt gemischte Runden gab und in freundschaftlicher Atmosphäre über die “großen und kleinen Probleme” in der Kaninchenzucht diskutiert wurde.
Voll konzentriert musste jedoch das Mammutprogramm am Freitag angegangen werden. Es standen praktische und theoretische Preisrichterschulungen an. Die praktische Schulung der Preisrichter fand unter der Leitung von Günter Möller und Alfons Födisch statt. Besonderes Augenmerk galt den beiden neuen Rassen “Zwergschecken” und “Kastanienbraune Lothringer”. Unter letztmaliger Regie von Walter Sartor fand die Schulungstagung in der Herdbuchabteilung statt. Zu seinem Nachfolger wurde Wolfgang Wüst gewählt, der die Verdienste seines Vorgängers würdigte. Die Versammlung ernannte Walter Sartor schließlich zum Ehrenabteilungsleiter. Die Referenten für Schulung wurden unter Leitung von Arno Dietrich weitergebildet. Harald Jung schulte nicht nur Erzeugnisse sondern betätigte sich auch “auf dem neunen Markt”. Es wurden Bastelarbeiten besprochen, bei denen es zwangsläufig noch viele Erfahrungen auszutauschen galt.
In alter Frische “sprang” ZDK-Präsident Franz Jakobs von Tagung zu Tagung und von Termin zu Termin, wobei zusätzlich eine Pressekonferenz mit dem Bürgermeister, Vertretern der Lokalpresse und der beiden Fachzeitungen angesagt war. Auch das WDR-Fernsehen begann schon in den frühen Morgenstunden mit Dreharbeiten für einen Beitrag zur ZDK-Jahreshauptversammlung.
Sicherlich etwas angenehmer hatten es die Teilnehmer des Tagesausflugs. Den über 100 Gästen wurde eine Fahrt nach Monschau, dem wohl idyllischsten Städtchen in der Eifel geboten. Nach dem Mittagessen an den Ufern des Rursees erfolgte bei strahlendem Sonnenschein eine einstündige Schiffstour auf dem zweitgrößten Stausee Deutschlands.
Wohl erholt hatten die Tagesausflügler keine Probleme, die doch etwas mehr gestressten Tagungsteilnehmer zu anhaltenden Tanzrunden auf dem abendlichen Kameradschaftsabend des Deutschen Preisrichterverbandes zu ermuntern. Die “Icebreakers” machten ihrem Namen alle Ehre. Mit poppigen Rhythmen brach die Showtanzgruppe das erste Eis. Marie-Luise Nikuta, bekannt aus den Kölner Karnevalssitzungen, die regelmäßig im Fernsehen übertragen werden, brachte schließlich den Saal zum Kochen. Beinahe hätte Landesverbandsvorsitzender Hubert Bürling mit ihr auf der Tanzfläche zum doppelten Rittberger angesetzt …. so swingten die Beiden über das Parkett. Ihre selbstgeschriebenen Songs wurden mit Erzählungen und Gedichten umrahmt, die auch das jüngere Publikum zweifellos begeisterten. Die Billy Girls, ein Männerballett, in deren Reihen auch ein aktiver rheinischer Kaninchenzüchter stand, hatte natürlich sofort insbesondere die Besucherinnen auf seiner Seite.
In der Deutschen Preisrichtervereinigung ist man flexibel! Kurzerhand wurde das Foyer bzw. der Stand des LV-Rheinland im Kurhotel in ein Fernsehzentrum verwandelt, denn es wurde das Weltmeisterschaftsspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Paraguay ausgetragen. Die lebhafte Unterstützung der Preisrichter führte zweifellos dazu, dass es in der regulären Spielzeit zu einem knappen Sieg der Nationalmannschaft kam, sodass einvernehmlich die Versammlung erst unmittelbar nach Spielende vom Vorsitzenden des Deutschen Preisrichterverbandes, Dieter Meister, eröffnet wurde. Ehrenvorsitzender Günter Rektor nahm wie immer in humorvoller Art die Ehrungen vor. Zu Ehrenmitgliedern wurden Josef Singer und Heinz Kolbe ernannt. Mit der Goldenen Nadel wurden Hubert Kreier, Oskar Kärcher, Werner-Philipp Schaudt, Kurt Brose und Erwin Besenfelder ausgezeichnet. Die Silberne Nadel erhielten Walter Hornung, Wolfgang Arndt, Günter Döring und Horst Raasch. Bei den Wahlen wurden Alfons Födisch und Günter Möller in ihren Ämtern bestätigt.
Auch am Samstagmorgen führte ein Ausflug rd. 60 Gäste in das Rheinische Freilichtmuseum in Kommern. Die für die verschiedenen Regionen des Rheinlandes typischen Baustile der letzten 4 Jahrhunderte sind in diesem Museum nicht nur harmonisch in die Landschaft eingepasst. Es fehlen ebensowenig die typischen Bauerngärten, wie auch Haustiere aller Art. Ebenso kräht der Hahn auf dem Mist als der Schmied sein Feuer schürt. Bei wunderschönem Ausflugswetter war dies sicherlich für alle Teilnehmer ein lohnender Ausflug.
Höhepunkte der Tagung war zweifelsohne der große Festabend des Zentralverbandes in der Heinz-Gerlach-Halle. Neben den Tagungsteilnehmern waren über 150 Zuchtfreunde aus dem heimischen Landesverband zugegen und ließen sich nicht nur vom breiten musikalischen Spektrum der “Music Family”, einer Band aus Remscheid, berieseln. Die “Crazy Cats”, mit Musik aus den 50er und 60 Jahren , “verpackt” in ein schwungvolles Showprogramm, versetzte den Saal in eine großartige Stimmung, der sich niemand entziehen konnte. Ob der Präsident oder der äußerst agile Arno Dietrich, um nur einige Präsidiumsmitglieder zu nennen, stürmten ebenso die Bühne wie die meisten anderen Besucher. Als die Show zu Ende war, kochte geradezu der Saal. Nach einer kurzen Erholungspause folgte der Auftritt von Bruce Kapusta, einem jungen Trompeter, der aus Funk und Fernsehen bekannt ist, mit Peter Hofmann auf Deutschlandtournee war, zu Ehren des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog spielte und die Abschiedsgala von Henry Maske begleitete. Durch sehr schöne Lichteffekte in der Halle wurden die teils einfühlsamen aber auch fetzigen Trompetenklänge aufgewertet. Offensichtlich hat dieser Festabend vielen Zuchtfreunden gefallen, denn in der vom Landesverbandsvorstand betriebenen “Sekt- und Obstlerbar” im Foyer der Gerlach-Halle herrschte noch bis in den frühen Morgenstunden reger Andrang.
Das Kaninchenzüchter über eine ausgezeichnete Kondition verfügen, wurde dadurch unter Beweis gestellt, dass schon vor dem offiziellen Beginn am Sonntagmorgen um 8.30 Uhr viele Besucher sich zur Jahreshauptversammlung eingefunden hatten, um zunächst das Platzkonzert des Musikvereins Eifelland zu genießen. Ab 9.00 Uhr galt es, eine Tagesordnung mit 21 Tagesordnungspunkten zu bewältigen. ZDK-Präsident Franz Jakobs eröffnete die Jahreshauptversammlung und konnte neben zahlreichen Ehrengästen rd. 300 Delegierte und Besucher begrüßen.Was wir als Kaninchenzüchter natürlich sofort aufgenommen haben, war, dass Bürgermeister Joachim Bädorf bedauerte, in seiner Heimatstadt noch keinen Kaninchenzuchtverein zu haben und setzte das “politische Ziel” dies innerhalb eines Jahres zu ändern.Während Landrat Günter Rosenke den Besuchern den Kreis Euskirchen, zu dem auch die Stadt Münstereifel gehört, näher brachte, erläuterte Bundestagsabgeordneter Dr. Wolf Bauer seine Verbundenheit zu unserem Hobby. Für den leider verhinderten Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland betonte der Vizepräsident Johannes Friezen die gute Zusammenarbeit zwischen der Kammer und dem Zentralverband. Dr. Wilstacke vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der in Vertretung für die Schirmherrin, Frau Ministerin Bärbel Höhn, angereist war, erinnerte sich gerne an seine Jugendzeit, in der er mit seinem Bruder zusammen Kaninchen züchtete, um das Taschengeld aufzubessern. Mit MdL Clemens Pick. und dem stellvertretenden Direktor der Landwirtschaftskammer Rheinland, Dr. Fischer, hatten weitere hochrangige Ehrengäste am Ehrentisch Platz genommen, um der Versammlung beizuwohnen.
Auf die Geschäftsberichte wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen. Sie sind der Lehrschrift, Ausgabe Juni 2002, zu entnehmen. Ausstellungsleiter Hans-Heinrich Müller entschuldigte sich in seinem Abschlussbericht über die letzte Bundesschau für die aufgetretenen Fehler, wenngleich es natürlich auch viel Gutes zu berichten gab. In seinem Bericht über die EE-Tagung 2002 in Malmö, Schweden, kündigte Franz Jakobs für 2004 eine EU-Verordnung für den Bereich Tierschutz- und haltung an. 2003 soll ein neuer Europastandard kommen. Für die nächste Europaschau in Zuidladen wird Christian Ruhr vom Landesverband Weser-Ems Kontaktmann für die Deutsche Abteilung sein. Im Übrigen wird es hier eine separate Jugendabteilung geben. Nach den Berichten erfolgte schließlich eine einstimmige Entlastung des Präsidiums.
Im folgenden Tagesordnungspunkt nahm Franz Jakobs die Gelegenheit wahr, verdiente Persönlichkeiten und Mitglieder unserer Organisation für langjährige Verdienste zu ehren. Zum ZDK-Ehrenmeister wurden ernannt: Kurt-Georg Strattner, Gerhard Gekeler, Gerhard Lechner und Karin Golus. Zum Meister der Deutschen Rassekaninchenzucht wurden ernannt: Emil Fischer, Harry Ristau, Günter Topfstedt, Franz Hammerschick, Heinz Öhrlich, Wilhelm Fix, Willi Schopf, Dieter Meister, Paul Kasper, Ludwig Groß und Gustav Bönik. Sichtlich bewegt verabschiedete der Präsident seinen langjährigen Weggefährten Walter Sartor als Abteilungsleiter des Herdbuches. Ihm wurde die Ehrenplakette in Gold und der Goldene ZDK-Ehrenring verliehen. Oskar Leicht wurde für 4 Jahre einstimmig wieder zum Schriftführer gewählt. Ebenso erfolgte eine einstimmige Wahlbestätigung für Wolfgang Wüst, der am Vortag in der Herdbuchabteilung zum Nachfolger von Walter Sartor gewährt wurde. Als Ausstellungsleiter gab Bernhard Große einen Vorbericht auf die 19. Bundesrammlerschau am 18. und 19.01.2003 in Kassel und Günter Ewald erläuterte den Stand der Vorbereitung für die ZDK-Bundestagung 2003 in Friedrichsroda im LV Thürigen.
Der offizielle Teil der ZDK-Tagung endete mit der Jahreshauptversammlung gegen 14.00 Uhr und es galt für viele Gäste bei schwül-warmer Witterung die teilweise lange Heimreise anzutreten. Rd. 60 Zuchtfreunde blieben jedoch für eine weitere Übernachtung in Bad Münstereifel und nahmen an einem abschließenden Grillabend auf der Außenterrasse des Parkhotels teil und ließen in angenehm lockerer Atmosphäre die Tagung noch einmal Revue passieren.
Da es keine offensichtlichen großen “Pannen” gegeben hat, bleibt dem Landesverband Rheinland als Organisator dieser Tagung die Hoffnung, dass es zumindest den meisten Teilnehmern “im Herzen der Eifel” gefallen hat. Sicherlich ist die Organisation einer solchen Veranstaltung auch für ein Team mit viel Zeitaufwand verbunden. Abschließend bleibt jedoch festzuhalten, dass der Landesverband die Aufgabe gern wahrgenommen hat, weil uneingeschränkt davon ausgegangen wird, dass sich jeder Veranstalter größte Mühe gibt, die Organisation und die Rassekaninchenzucht im Allgemeinen Bestens darzustellen.
Werner Winkens
Obmann für Öffentlichkeitsarbeit