Bericht zur Landesclubschau Duisburg

Wo einst in alten Zechensiedlungen die Kleintierzucht das lokale Kolorit prägte

Duisburg, Veranstaltungsort der 30. LV-Clubschau Rheinischer Kaninchenzüchter

Lokales Kolorit … das empfand man schon bei der Anreise durch die unter Denkmalschutz stehenden alten Zechensiedlungen in Duisburg-Neumühl. Dort hatte der Alaska- und Havanna-Club Rheinland die Taubeneinsatzhalle als attraktiven Ausstellungsort für die alle 2 Jahre stattfindende Ausstellung angemietet. 100 Aussteller boten in 50 Rassen und in über 150 Zuchtgruppen einen repräsentativen Einblick in den Tierzuchtstand.

Ausstellungsleiter Friedhelm Schürmann konnte während der Eröffnungsfeier zahlreiche Ehrengäste, Clubzüchter und Gönner der Kaninchenzucht begrüßen. Dr. Helmut Linsen, MdL, zu Hause in ländlicher Umgebung selbst im Rahmen seiner Freizeitgestaltung umgeben mit Hunden, Schafen und Gänsen machte deutlich, dass Kleintierzucht nicht nur ein hohes Maß an Tierliebe und auch eine gewisse Opferbereitschaft voraussetzt, sondern dass sich letztlich die ganze Familie mit dem Hobby auseinander setzen müsse, wenn dieses intensiv betrieben werde. Kaninchenzucht sei getragen von der Liebe zur Natur und zum Tier, wobei in den letzten Jahren gerade die Verantwortung für die Kreatur so stark in den Vordergrund trete, dass dies landesverfassungsrechtlich abgesichert werden soll.

Stellvertretender Bürgermeister Plätziger erläuterte geschichtlich betrachtet die soziale Funktion und Bedeutung der Kleintierzucht in den alten Zechensiedlungen des Ruhrgebietes und insbesondere von Duisburg. Er wies darauf hin, dass die Taubeneinsatzhalle mitten in unter Denkmalschutz stehenden Zechensiedlungen liege und früher fast jeder Bergmann Brieftauben und Kaninchen gehabt habe. Im Zuge der Industrialisierung habe der Taubenschlag auf dem Dach an Bedeutung verloren – verlorengegangen sei damit aber leider auch die Zeit, nach getaner Arbeit über das Kaninchen oder die Brieftaube mit Freunden und Bekannten zu fachsimpeln und persönliche Kontakte zu pflegen.

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Zahlreiche Ehrengäste aus der Politik (Bildmitte Schirmherr Dr. Helmut Linsen, Bürgermeister Plätziger sowie Vertreter der Ratsfraktionen) mit den Erringern der höchsten Auszeichnungen der LV-Clubschau vor dem Rundgang unter Fachkundiger Begleitung von ZDK-Clubobmann Peter Mickmann (2. von rechts) und LV-Clubobmann Heinz Joosten.
LV-Vorsitzender Hubert Bürling und LV-Spartenvorsitzender Heinrich Joosten stellten in ihren Wortbeiträgen neben dem Dank für die geleistete Arbeit an den ausrichtenden Club heraus, dass die Grundlage und Basis der Kaninchenzucht in den Vereinen liege und hierauf aufbauend die Clubarbeit betrieben werden müsse. Dies wurde auch vom Präsidiumsmitglied Peter Mickmann nachhaltig untermauert. Keinesfalls dürften die Clubs in Konkurrenz zu den Vereinen stehen. Vielmehr sollte das Herausfinden und die Darstellung neuer spezifischer Verbesserungen und die Diskussion und das Erfassen von Schwerpunkten der erhaltenswerten, verbesserungswürdigen und künftig noch weiter ausbaufähige Rassemerkmale im Vordergrund der Clubarbeit stehen. Gesunder Ehrgeiz verbunden mit der Fähigkeit sein Ego hinten anzustellen zeichneten gerade einen Clubzüchterfreund aus.

Bei der anschließenden Siegerehrung ging die Clubmeisterschaft auf 10 getippte Tiere an den Hermelin und Farbenzwergenclub (966,5 Pkt.). Zweiter wurde der Alaska- und Havannaclub mit 964,5 Pkt. vor dem punktgleichen Widderclub.

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Schirmherr Dr. Helmut Linsen, MdL, überreicht Hans Becker im Rahmen der Eröffnungsfeier für die am höchsten bewertete Zuchtgruppe die Kleine goldene Landesminister-Medaille (links im Bild Austellungsleiter Friedhelm Schürmann).
Die höchsten Auszeichnungen, nämlich die Kleine goldene Landesminister-Medaille errangen Hans Becker, Kleinsilber schw. (388,5 Pkt.), und die ZGM Biergans, Hermelin, BA 387,5 Pkt., die Große silberne Kammermedaille ging an die ZGM Bruns/Visscher, W. Neuseeländer (387,5 Pkt.) und an Lambert Neyers, Castor-Rex 387,5 Pkt. Die Präsidenten-Medaille errang Willi Kreutzfeld, Loh schwarz und 387,0 Pkt. Die ZDK-Club-Obmann-Medaille erhielt Wolfgang Steding auf Alaska und 386,5 Pkt. Für Zuchtgruppen mit 386,5 und 386,0 Pkt. gingen ZDK-Ehren-Medaillen, Landesverbands-Auszeichnungen und Landesverbands-Medaillen an Willi Kolberg, ZGM Puschmann, ZGM Neumann, Werner Winkens, ZGM Biergans, Bodo van der Heydem, Annemaire Ernst, Dieter Waldow, Heinz-Peter Perbix, Dietmar Michel, ZGM Neumann, Ernst Schweers, Karl-Heinz Pacco, Johannes Bongartz.

Große Rassen

Bei den Deutschen Riesen grau überzeugten die beiden Zuchtgruppen von Karl Berhard, der mit 385 Pkt. Clubmeister wurde, vor Heinrich Telaar, in dessen Zuchtgruppe ein vorzüglicher Rammler hervorstach und 19,5 Pkt. in der Köperform erzielte. 2 ZG Deutsche Riesen weiß wurden von Michael Kröll vorgestellt, die 382,5 bzw. 384 Pkt erhielten. In der üblicherweise im Rheinland starken Konkurrenz der Deutschen Riesenschecken schwarz-weiß sicherte sich Bodo van der Heydem mit einer Zuchtgruppe von 386,5 Pkt. die Clubmeisterschaft. Die Tiere überzeugten insbesondere in der Farbe. Paul Gossens war der erfolgreichste Aussteller bei den Deutschen Widdern grau, hatte ein V-Tier in seiner Zuchtgruppe und erzielte mit 384 Pkt. die Clubmeisterschaft.

Mittelgroße Rassen

Ausgewogene 12 Großchinchilla stellten Heinz und Annemarie Ernst, wobei im Rassewert eindeutig die Stärke der Tiere lag. 386,5 Pkt. erzielte die LV-Clubmeisterzuchtgruppe. Deutsche Großsilber, vorgestellt in immerhin 7 Zuchtgruppen in den Farbenschlägen blau, braun und gelb machten das Engagement jener Züchter dieser doch eher seltenen und noch wenig verbreiteten Rasse deutlich. Die herausragende Sammlung, in der sich auch ein V-Tier fand, stellte Roland Wagner im blauen Farbenschlag. Bei den gelben sicherte sich Wilhelmine Goltz die Clubmeisterschaft. Die stärkste Konkurrenz boten die Blauen Wiener. 60 Tiere konkurrierten in 15 Zuchtgruppen um die Clubmeisterschaft, die schließlich Willi Kolberg mit 386,5 Pkt. für sich entschied. Erstaunlich, dass es trotz des so großen Verbreitungsgrades und hohen Zuchtstandes offensichtlich immer noch Probleme in der Position 2 bei dieser Rasse gibt. Von Siegfried Horn wurde eine Zuchtgruppe Schwarze Wiener ausgestellt und kam auf 383,5 Pkt.. 3 Zuchtgruppen Weiße Wiener konnten nicht überzeugen. Kein Tier erzielte mehr als 96 Pkt., wobei es auch bei keinem einzigen Tier in der Position 2 eine 19 gab bzw. in Position 3 eine 14. Mit 381,5 Pkt. wurde Horst Perbix Clubmeister. Eine Klasse besser waren hingegen die von Heinz-Peter Perbix vorgestellten 4 Grauen Wiener. 386 Pkt. war das Ergebnis einer ausgewogenen Zuchtgruppe. Bei den Roten Neuseeländern reichten 382 Pkt. für die ZGM Pütz, die Meisterschaft zu erlangen. Die 21 ausgestellten Weißen Neuseeländer standen auf einem hohen Niveau. 4 Tiere der ZGM Bruns/Visscher wurden vorzüglich bewertet. Die Zuchtgruppe kam auf 387,5 Pkt.. Maria Thelen zeigte 2 ausgewogene Zuchtgruppen Rheinischer Schecken, die mit 383,5 und 385 Pkt. bewertet wurden. Insbesondere die Farbe der Tiere war bestechend. Die Thüringer waren in 3 Zuchtgruppen vertreten. Die besten Tiere zeigte Dietmar Michel, der mit erfreulichen 386 Pkt. Clubmeister wurde. Eine Augenweide sind immer wieder die Weißgrannen. 3 ausgewogene Zuchtgruppen im schwarzen Farbenschlag sahen Winfried Kersten mit 385,5 Pkt. an der Spitze. Beim blauen Farbenschlag zeigte Willi Pollak 2 Zuchtgruppen von je 383 Pkt.. Der recht hohe Zuchtstand der Hasen braun wurde insbesondere durch die Clubmeistersammlung der ZGM Kött dokumentiert. Mit 386 Pkt. bzw. 384,5 Pkt. lag die ZGM deutlich vor der Konkurrenz. Einige Namen bürgen im Rheinland für ausgezeichnete Alaska. In diesem Jahr hatte Wolfgang Steding mit 386,5 Pkt. knappen Vorsprung vor Dieter Waldow mit 386 Pkt.. Berücksichtigt man, dass in Anbetracht der Witterung und Jahreszeit gerade die Alaska in der Fellqualität und im Glanz noch nicht auf höchstem Stand sein können, bürgen die erzielten Ergebnisse für ausgezeichnete Formen. Friedhelm Schürmann war leider einziger Aussteller bei den Havanna und erzielte 385,5 bzw. 384 Pkt. in den Zuchtgruppen. Die Zahl der ausgestellten Rex-Kaninchen war enttäuschend. Je eine Zuchtgruppe Blau-Rexe und Gelb-Rexe von H. G. Lehmann konnte nicht an die sicherlich auch besser durchgezüchteten Castor-Rexe von Lambert Neyers heranreichen. Er erzielte mit 387,5 Pkt. eines der herausragensten Ergebnisse dieser Schau. 4 mal Höchstpunktzahl in den Positionen 5 und 6 waren das Maß der Dinge.

Kleine Rassen und Zwergrassen
Qualitativ etwas schlechter als gewohnt zeigten sich die 8 ausgestellten Kleinschecken, die allesamt von der ZGM Pries ausgestellt wurden. Ebenfalls nicht überragend waren die 3 Zuchtgruppen der Deutschen Kleinwidder grau. 2 Zuchtgruppen kamen auf 382,5 Pkt.. Rolf Arntzen wurde Clubmeister. Das Niveau der 8 ausgestellten Deutschen Kleinwidder weiß war erheblich besser. Eine Zuchtgruppe von Wienand Derksen erreichte 386 Pkt. Alle 4 Tiere erzielten 96,5 Pkt. Erfreulich war das Meldeergebnis bei den Kleinchinchilla. Die Rasse war mit 10 Zuchtgruppen vertreten und auch klassemäßig ausgewogen. Die ZGM Puschmann stellte die beiden höchstbewertesten Zuchtgruppen und die Clubmeisterschaft mit 386,5 Pkt.. Bei den ausgestellten Deilenaar wurden in der Position 2 (verjüngte Formen und Beckenknochen) Mängel sichtbar, sodass nur ein Tier eine 19 erhielt. Mit 382,5 Pkt. wurden die ZGM Knieriem/Kästner Clubmeister. Das vielleicht ausgewogenste Gesamtbild einer Rasse hinterließen die 24 ausgestellten Marburger Feh. Kein Tier unter 95,5 Pkt. und Zuchtgruppen zwischen 383 und 385,5 Pkt. für den Clubmeister, die ZGM Billmann machen den Zuchtstand dieser Rasse deutlich. Eine der am stärksten vertretenen Rassen waren die Kleinsilber schwarz. 11 Zuchtgruppen, darunter die am höchsten bewertete der gesamten Schau mit 388,5 Pkt. sicherte Hans Becker die Clubmeisterschaft. Aber auch die 2 Zuchtgruppen der ZGM Neumann standen auf höchstem Niveau. Die beiden Züchter stellten insgesamt 7 V-Tiere, wobei sich die 4 Tiere von Hans Becker in der Körperform deutlich hervorhoben. 3 seiner Tiere erhielten in der Position 2 eine 19,5. Werner Walpulski und Josef Fröschen stellten je eine Zuchtgruppe Kleinsilber blau und Kleinsilber braun und erzielten jeweils 384,5 Pkt.. Keinerlei negative Bemerkungen der Preisrichter bescheinigten beiden Züchtern einen guten Zuchtstand. Etwas enttäuschend dagegen die mit 5 Zuchtgruppen vertretenen Kleinsilber gelb. Marco Haase sicherte sich mit 382,5 Pkt. die Clubmeisterschaft. Bei den Kleinsilber hell zeigte Helmut Kuckluck mit 386,0 Pkt. die beste Zuchtgruppe. 3 Zuchtgruppen Englische Schecken schwarz-weiß von Franz-Josef Temme und Werner Winkens erzielten zwischen 385 und 386,5 Pkt., wobei letzterer Clubmeister wurde. Überwiegend bescheinigten die Preisrichter den Tieren gute Formen und Farben. Die 8 ausgestellten Englischen Schecken blau-weiß von Helmut Bartgens und thüringer-weiß von Franz-Josef Thelen waren mit jeweils 383,5 Pkt. etwas schwächer bewertet. Die Seitenzeichnungen wurden tendenziell gegenüber den “schwarzen Vettern” etwas schwächer eingestuft. 5 Zuchtgruppen von 5 verschiedenen Züchtern konkurrierten bei den Loh schwarz. Herausragend die Zuchtgruppe von Willi Kreutzfeld mit 2 x 97 und 2 x 96,5 Pkt.. Auch 16 Loh braun wussten zu gefallen. Gegenüber den Loh schwarz gab es leichte Abstriche in der Körperform und in der Farbe. Die ZGM Löhr wurde mit 385,5 Pkt. Clubmeister. Wie schon regelmäßig in den letzten Jahren zeigte Ernst Schweeres ausgezeichnete Russen schwarz-weiß. Die beiden Zuchtgruppen erreichten 385,5 und 386 Pkt., sodass letztlich keine nennenswerten Ansatzpunkte zur Kritik angebracht waren. Ausgezeichnete Formen, Felle und Kopfbildungen zeichneten die mit 386 Pkt. prämierte LV-Clubmeistersammlung von Karl-Heinz Pacco bei den Widderzwergen grau aus. Auch die Tiere von Carsten Gossens standen dem kaum nach. Ähnliche Qualität hatten die Widderzwerge schwarz von Johannes Bongartz, der mit 386 Pkt. Clubmeister wurde. Von seinen ausgestellten 8 Tieren erzielten immerhin 7 Tiere eine 19 in Position 2. Auch Kopf und Behang gab wenig Anlass zur Kritik. Gerade in Position 2 deutlich schwächer waren die Widderzwerge weiß RA, die von Karl-Heinz Cada vorgestellt wurden. Durch sehr schöne Behänge konnten leichte Abstriche in der Körperform überwiegend ausgeglichen werden, sodass die Clubmeistersammlung 384,5 Pkt. erreichte. Sowohl bei den Hermelin Rotauge als auch bei den Hermelin Blauauge dominierte die ZGM Biergans. Mit 386,5 bzw. 387,5 Pkt. wurde die Clubmeisterschaft errungen. Der Abstand zu den übrigen Züchtern war recht deutlich. Kopf und Ohr waren in den führenden Zuchtgruppen annähernd ideal. In Position 2 scheint jedoch noch Verbesserungspotential – insbesondere in den nicht so hoch bewerteten Zuchtgruppen – zu liegen. Eine Zuchtgruppe Farbenzwerge schwarzloh wurde von Roland Röttges vorgestellt. In Anbetracht der Schwierigkeit dieser doch noch recht selten verbreiteten Rasse war das Ergebnis mit 381 Pkt. sehr zufriedenstellend. Position 2 muss noch erheblich verbessert werden. Die Kopfbildung war schon sehr ansprechend. Johannes Höttges stellte zwei Farbenzwerge schwarz vor, die 96 bzw. 95 Pkt. erzielten.

Winkens
Obmann für
Öffentlichkeitsarbeit