Bericht von der LV-Herdbuchschau

44. Rheinische Landesleistungsschau

Die Herdbuchabteilung richtete am 19. und 20. November 2005 zum wiederholten Male in der Erfthalle in Kerpen-Türnich die Landesleistungsschau aus. Zu dieser 44. Präsentation  konnte Abteilungsleiter Wolfgang Wüst anlässlich der Eröffnungsfeier und dem späteren gemütlichen Beisammensein  neben der Schirmherrin, Landrätin Christa Schütz, den langjährigen Begleiter und Freund und Gönner der Abteilung bei der Landwirtschaftskammer, Herrn Dr. Hermann Wolke, das Ehrenmitglied Therena Podtchaske und die Landesverbandsvorstandsmitglieder Dieter Meister, Wolfgang Vogt, Herbert Bartelt und Werner Winkens begrüßen. Ebenso galt ein besonderer Gruß dem neuen Körrichter Klaus Rehmann und den anwesenden Züchtern, die die Veranstaltung maßgeblich durch ihre Beschickung und Mithilfe bei der Vorbereitung der Schau unterstützt hatten. Für den noch später zur Veranstaltung stoßenden Landesverbandsvorsitzenden Hubert Bürling, umschrieb Wolfgang Vogt in einem wunderbaren Vergleich die Aufgaben und Ideale eines Herdbuchzüchters mit dem vielseitigen Tätigkeitsfeld eines Zehnkämpfers in der Leichtathletik. Landrätin Christa Schütz hob nach den fachlichen Ausführungen ihres Vorredners das ehrenamtliche Engagement der Züchter und das des Abteilungsleiters, der den Erftkreis über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat, hervor und eröffnete schließlich die Schau.

Im geselligen Kreise bei Kaffee und Kuchen hatte der Berichterstatter später auch Gelegenheit mit dem Herdbuchobmann ein längeres Gespräch zu führen, in dem selbstkritisch die Situation in der Abteilung dargelegt wurde aber auch zukunftsweisende…

neue Perspektiven und Darstellungsformen der Abteilung angekündigt…

wurden. Wolfgang Wüst legte dar, dass in den letzten Jahren ein starker Mitgliederrückgang verkraftet werden musste und neu gewonnene Mitglieder teilweise nicht lange „bei der Stange“ blieben und manche auch nicht oder kaum den Anforderungen und Aufgaben, denen sich nun mal Mitglieder einer Herdbuchabteilung verschreiben müssen, gerecht würden. Dabei erinnerte er insbesondere an Teil II der Herdbuchrichtlinien für Normal- und Kurzrassen im den Landesverbänden des ZDK. Die Folgen dieser Entwicklung habe man in den letzten Jahren auf den Leistungsschauen feststellen können. Die Tierzahl habe sich mit knapp 200 Tieren in den letzten  Jahren mehr als halbiert, was zwangsläufig auch zur Folge habe, dass auch die Besucherzahl abnimmt, wenn insbesondere die Vielfältigkeit der Rassen nicht mehr gewährleistet ist. Andererseits hob Wolfgang Wüst auch das herausragende Engagement und züchterische Niveau einiger Mitglieder hervor, die sowohl bei den jährlichen Körungen als auch bei Landes- und Bundessschauen regelmäßig das Rheinische Herdbuch bestens vertreten. Gerade derentwillen habe man nach neuen Wegen gesucht, die Abteilung besser in der Öffentlichkeit und vor allem auch in der Züchterschaft darzustellen. Es werde daher angestrebt, die Landesleistungsschau künftig an die Landesverbandsschau anzugliedern.  Durch gezielte Information, Werbung und Ansprache könne man einem großen Publikum die Besonderheiten der Leistungszucht nahebringen und möglicherweise auch wieder neue Idealisten gewinnen. (PS: Bewusst hat der Berichterstatter auch in Abstimmung mit dem Leiter der Herdbuchabteilung diese Zeilen geschrieben, um auch anderen kleinen Vereinen, Clubs und sonstigen Sparten den Weg aufzuzeigen bzw. zu ermutigen, dass die „Grenzen der Darstellung der Rassekaninchenzucht dort erreicht werden, wo Ausstellungen aufgrund mangelnder Räumlichkeit, Rassevielfalt oder Besucherzuspruch kaum noch Attraktivität haben“.)

Die ausgestellten Rassen in der Kritik:

Stattliche 34 Deutsche Widder, grau wurden von Herbert Schulz, Sylvia Klesper, Bernd Jussow  und Alfons Böhm ausgestellt. Mit 805,5 Pkt. in der Klasse 2 erzielte Herbert Schulz das beste Ergebnis und errang eine Goldenen Medaille der LWK NRW. Die Tiere waren teilweise etwas knapp im Gewicht, so dass zwangsläufig der wuchtige Gesamtrahmen etwas fehlte. Dies wirkte sich auch in Pos. 4 und 5 aus. Nur einmal gab es hier die in der Spitze doch erforderliche 15/15. Diesbezüglich waren die Rassevertreter von Sylvia Klesper deutlich besser. Alle Tiere erzielten eine 19 in Pos. 2 und vielfach sah man auch die charakteristischen Widderköpfe, hufeisenförmig getragene Behänge und schöne Kronen. Das einzige V-Tier in der Rasse ging leider etwas unter, denn ein ob-Tier (nicht lesbares Täto) ließ die sonst sehr feine ZG platzen. Die Tiere von Bernd Jussow waren recht schlechte Fellhaarträger und hatten deutliche Probleme mit losem Brustfell und Wammen. Das Zuchtgruppenergebnis lag bei 804,5 Pkt.  Ähnliche Probleme sah man auch in Zucht von Alfons Böhm. Seine Tiere zeigten durchweg jedoch sehr gute Behänge.

8 Helle Großsilber in zwei ZG der Klasse 5 zeigte die ZGM Birgit und Marc Kamp. Die Punktzahlen der einzelnen Tiere lagen zwischen 95,5 und 96,5 Pkt., und die beste ZG erreichte schließlich 384,5 Pkt. Die Tiere hatten gute Körperformen und sehr gute Unterfarbe. Auffallend war, dass fast alle Tiere recht dunkle Vorderläufe zeigten, was allerdings nur einmal zu einer negativen Bemerkung führte.

Lothar Lübke stellte je eine ZG Blaue Wiener in den Klassen 4 und 5, die 804,5 bzw. 381 Pkt. erzielte. Obwohl in einer ZG der beste Rammler der Schau stand, war Pos. 2 für eine so gut durchgezüchtete Rasse recht schwach. Einige Tiere waren eckig, andere zeigten Brustfell. Fellhaar, Kopf und Ohr waren ansprechend. Die Deckfarbe sollte mehr Glanz zeigen, wobei Witterungseinflüsse oder einsetzende Haarung diese sicherlich negativ beeinflussen.

Bei den Grauen Wiener konnten zwei ZG in der Klasse 2 von Peter Thönnißen mit 812 Pkt.  und von der ZGM Rommerskirchen mit 811 Pkt. voll überzeugen, während die Tiere von Wolfgang Wüst jun. in vielen Belangen doch deutlich abfielen. Auffällig der Größenrahmen und die kräftigen Läufe sowie eine selten zu sehende Gleichmäßigkeit der Deckfarbe bei den Tieren von Peter Thönnißen. Er wurde in der Gesamtwertung Zweiter und errang die Goldene Medaille des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW. Die Tiere der ZGM Rommerskirchen standen nur sehr wenig nach. Sie waren etwas kleinrahmiger bei sehr guter Pos. 2. Der Zuchtstamm erzielte das drittbeste Ergebnis der Schau.

Respekt verdient Karl Hendrix, der 5 ZG Castor Rexe ausstellte, aber leider das Pech hatte, ausgerechnet in der Klasse 2 ein nb-Tier zu haben. Alle übrigen Tiere erzielten zwischen 95,5 und 97 Pkt. Die beste ZG in der Klasse 5 erhielt 385,5 Pkt. In dieser ZG hatten alle 4 Tiere eine 19 in Pos. 2 und auch das Fellhaar konnte sehr gut gefallen.

Werner Arnold stellte eine ZG Thüringer in der Klasse 2 und erzielte 803,5 Pkt. sowie drei Einzeltiere. Die Tiere waren in Pos. 2 recht unterschiedlich und im Fellhaar fehlte es an der Dichte. Da die Tiere von April und Mai waren, dürfte die Kopf- und Ohrstruktur noch nicht voll entwickelt gewesen sein. Deckfarbe und Abzeichen konnten gefallen.

Wie im vergangenen Jahr war die Spitze der Landesleistungszucht bei Walter Mebus auf Alaska zu sehen. Mit 812 Pkt. stellte er die beste ZG und auch die beste Häsin der Schau mit 97,5 Pkt. Die Tiere zeigten allesamt den gedrungenen breiten Körper. Auf etwas besseren Stand sollte jedoch auch Augenmerk gerichtet werden. Der Rassewert war vom feinsten. Breite Köpfe und stabile Ohrstrukturen waren ebenso durchgängig zu sehen wie hervorragender Glanz in der Deckfarbe. In der von der ZGM Waldow vorgestellten ZG fehlten leider zwei Tiere. Sie hatten etwas schlechtere Fellhaarbewertungen, zeigten dafür aber perfekte intensive dunkelblaue Unterfarben.

Die ZG der Kleinsilber, schwarz, von Hans Joachim Bachmann kam durch ein nb-Tier nicht ins Ziel. Die Bewertung der verbleibenden 7 Tiere lag zwischen 95,5 und 96,5 Pkt. „Mehr war einfach nicht drin“, denn es mangelte schon in den Pos. 2 und 3. Im Vergleich zu Spitzenzuchten muss der Typ und die Fellhaardichte verbessert werden. Der gedrungene gut abgerundete Bau und vor allem auch die Kopf- und Schnauzpartien hätte besser gezeigt werden müssen, so dass in der Regel nur eine 18,5 in Pos. 2 vergeben werden konnte, was bei dieser Rasse einfach zu wenig ist. Deckfarbe und Gleichmäßigkeit wurde mit 14 und 14,5 bewertet.

Die Kleinsilber, havanna, von Karl Heinz Honecker waren in Pos. 2 und 3 besser als die Schwarzsilber, was für den nicht so stark verbreiteten Farbenschlag schon züchterisch von großer Bedeutung ist. Dafür gab es aber noch einige Probleme bei der Silberung und vor allem bei deren Gleichmäßigkeit. Auch sollten zwei nb-Tiere (Kahlstelle am Hinterlauf und fehlende Hodentasche)  in einer ZG bei einem Leistungszüchter nicht vorkommen.

Auch fehlte es wie schon in den letzten Jahren bei den Perlfeh, ausgestellt von Werner Karth, am gewissen Etwas. Die 6 ausgestellten Tiere wurden mit 93,5 bis 95,5 Pkt. bewertet, wobei ein Altrammler mit 19/14 in den Pos. 2 und 3 zweifellos hervorstach. Diese positiven Eigenschaften wurden jedoch offensichtlich kaum auf die Nachkommen übertragen. Auch wirkte die Ohrlänge zum leicht gedrungen geforderten Körper etwas lang. Sieht man von jahreszeitlich bedingt fleckigen Deckfarben ab, wusste der Rassewert zu gefallen.

Die 4 Schwarzloh von Wolfgang Wüst erreichten 381,5 Pkt. Es fehlte etwas Volumen, um die gewünschte Walzenform in Vollendung zu zeigen. Die Rumpfzeichnung wurde besser gezeigt als die Kopfzeichnung. Augenring und Nasenlöscher sollten besser durch intensive starke Lohfarbe deutlich hervortreten.

Die 8 Zwergwidder, weiß RA,  von Peter Kürten zählten zum Feinsten, was auf der Schau zu sehen war und erzielten 810 Pkt. in der Klasse 2. Die Tiere traten den Beweis an, dass auch bei einem Gewicht von durchschnittlich deutlich unter 1800 Gramm Behänge hufeisenförmig, stabil und gut abgerundet getragen werden können. Beide Geschlechter zeigten auch ausgeprägte Widderköpfe, so dass ein insgesamt sehr harmonischer Zwergwiddertyp gezeigt wurde. Schwachpunkt war das Fellhaar, wo etwas mehr Unterwolle erwünscht wird.

Werner Winkens